GEW NRW: Seit den 1960er-Jahren heißt das Mitgliedermagazin der GEW NRW „nds“. Warum soll sich das ändern?
Anja: Unsere nds ist mittlerweile etwas in die Jahre gekommen: Das Design wirkt unmodern und sehr gedrängt, die Texte erzählen nur selten lebendige Geschichten. Deshalb haben wir vor einem knappen Jahr mit einem sogenannnten Relaunch begonnen, mit einer Rundumerneuerung des Hefts. Das ist die Gelegenheit, das Magazin komplett auf neue Füße zu stellen – und dazu gehört auch der Name.
Fritz: Das Magazin selbst ist ja sogar schon 70 Jahre alt und hat im Laufe der Zeit einige Veränderungen durchlebt: Anfangs erschien die nds alle 14 Tage und das Design spielte praktisch keine Rolle. Schule und Unterrichtspraxis standen im Fokus. Heute sind die Themen der nds vielfältiger – genau wie die Mitglieder der GEW NRW. Gleichzeitig hat sich das Leseverhalten gewandelt: Leser*innen wollen Inhalte schnell erfassen können, sie wollen unterhaltsame und abwechslungsreiche Textformate, sie wollen gute Fotos und eine professionelle Aufmachung. Es geht ihnen nicht mehr nur um ihren eigenen Bildungsbereich, sondern um Bildung, Gewerkschaft und Gesellschaft in allen Facetten.
Aber hat der Name „nds“ nicht Tradition?
Fritz: Die Bildungsreform der 1960er-Jahre wollte strukturell, inhaltlich und pädagogisch eine neue Schule gestalten: eine „neue deutsche schule“, die unserer Mitgliederzeitschrift ihren Namen gab. Die Kleinschreibung war übrigens kennzeichnend für die damalige Reformbewegung. Heute denkt kaum noch jemand an die historische Bedeutung, wenn von nds gesprochen wird.
Anja: Als wir mit dem Relaunch begonnen haben, hat eine Umfrage unter unseren Leser*innen allerdings ergeben, dass über die Hälfte von ihnen den Namen als nicht mehr zeitgemäß empfindet. Insbesondere jüngere Kolleg*innen können mit den drei Buchstaben nichts anfangen und wissen oft gar nicht, was sie bedeuten. Die nds ist stark in der GEW NRW verwurzelt und hat vor allem unter den Funktionär*innen einen hohen Stellenwert – das wissen wir als Redaktion sehr zu schätzen. Aber wir sind zuversichtlich, dass dieser Rückhalt nicht allein am Namen hängt.
Fritz: Und wenn die inhaltliche Bedeutung nicht mehr passt, dann ergibt das Festhalten an den drei Buchstaben im Titel keinen Sinn mehr. Im Gegenteil: Es behindert die Neuausrichtung. Die nds ist jetzt schon eine Zeitschrift für alle Mitgliedergruppen und es wird Zeit, dass sich das auch im Namen niederschlägt.
Und wie können euch die Mitglieder bei der Namensfindung helfen?
Fritz: Wenn wir von einem Mitgliedermagazin reden, dann sollen auch alle Mitglieder die Chance haben, ihrem neuen Magazin einen Namen zu geben.
Anja: Wir sind überzeugt, dass die Ideen unserer GEW-Kolleg*innen viel darüber aussagen, was sie in ihrer GEW in NRW und in ihrem Magazin sehen: Ist es die Gemeinschaft? Geht es ihnen um die klassischen Gewerkschaftsthemen wie Tarif und Gesundheitsschutz? Oder schätzen Sie, dass ihre GEW sich auch in gesellschaftlichen Fragen positioniert und zum Beispiel klare Kante gegen Rassismus zeigt?
Und wer entscheidet am Ende, welcher Name es wird?
Anja: Weil uns der neue Name für eine lange Zeit begleiten soll, wollen wir nichts dem Zufall überlassen. Die Ideen unserer Leser*innen bilden die Grundlage für die Arbeit von WIGWAM, einer Agentur aus Berlin, die Non-Profit-Organisationen bei Kampagnen und Projekten unterstützt. Ein kleines Team hat uns auch schon in der Konzeption begleitet und wird auch einige Namensvorschläge für uns erarbeiten.
Fritz: Nachdem die Wünsche und Ideen von Leser*innen und Redaktion eingeflossen sind, entscheidet ganz zum Schluss die Herausgeberin über das Konzept und auch den neuen Namen des Magazins. In unserem Fall ist das die GEW NRW, vertreten durch die*den Landesvorsitzende*n und den Geschäftsführenden Ausschuss. Das ist vertraglich so geregelt. Wenn das neue Magazin mit neuem Namen nach der Sommerpause in den Briefkästen aller Mitglieder liegt, dann sind alle eingeladen, sich an einer Debatte darüber zu beteiligen. Ein Mitgliedermagazin lebt von der Kommunikation mit seinen Leser*innen!
Die Fragen stellte Sherin Krüger, Redakteurin im NDS Verlag.